Stefanie Götten ist erfahrener Scrum Master. Sie verrät im Interview, warum Selbstreflexion zu ihren Aufgaben gehört und ihr Priorisierung im Familienleben hilft.
Was hat Dich bewogen, Scrum Master zu werden?
Ich bin über eine Transformation bei meinem damaligen Arbeitgeber mehr oder minder zufällig in die Rolle des Scrum Masters und Agile Coaches gerutscht. Ich war Projektmanagerin im Bereich Business Development, bis wir die IT mit dem Produktmanagement „verheiratet“ und agile Arbeitsweisen eingeführt haben.
Wenn du mich fragst, was mich HEUTE motiviert, Unternehmen und Menschen auf dem Gebiet zu begleiten, dann ist meine Antwort: Unternehmen können nur erfolgreich bleiben, wenn sie schneller die richtigen Dinge tun als andere. Wenn sie Produkte entwickeln, welche Probleme von Kunden lösen – sodass diese bereit sind, Geld dafür zu bezahlen. Heute bewegt sich alles super schnell – Märkte, Technologien, Bedürfnisse …
Die Rahmenbedingungen zu schaffen, um Potentialen und Energien im Team Raum zu geben, Menschen zu verbinden und Entscheidungen an den Stellen zu treffen, wo das meiste Wissen liegt. Das fühlt sich nicht nur richtig an, sondern erweist sich auch in positiven Zahlen als der für mich sinnstiftende Weg.
Sind agile Methoden besonders gut geeignet, um in Unternehmen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen?
Wichtiger als angewandte Methoden ist das Selbstverständnis eines Unternehmens: Was ist das Menschenbild, was das Bild von „Arbeit“? Soll der Mitarbeiter seine X Stunden anwesend sein oder ist entscheidend, welche Ergebnisse wir durch den zielgerichteten Einsatz unserer Zeit erzielen?
Selbstorganisation ist ein wichtiges Element im agilen Arbeiten. Das klingt erst einmal nach Flexibilität. Doch da wir in Teams unterwegs sind, kann nicht jeder einfach irgendwann und von irgendwo aus arbeiten – gewisse Absprachen und Einigungen sind hier schon wichtig, damit der Prozess flüssig abläuft. Was mir persönlich hilft, ist das über die letzten Jahre gewonnene Wissen.
Dass Dinge wie „früh kommen und spät gehen“ oder „unverzichtbar sein“ weder mir noch meinem Unternehmen Mehrwert bringen. Selbstreflexion gehört zu meinem Beruf, ebenso wie die Kommunikation hinsichtlich Bedürfnissen und Erwartungen. Etwas, das mir heute enorm hilft, bei mir selbst für Entspannung zu sorgen, wenn es doch mal stressig wird.
Was würdest Du aus Deiner persönlichen Erfahrung anderen Müttern (und Vätern!) mitgeben wollen, um für sich selbst eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf umzusetzen?
Mamas (und Papas!) sollten sich über ihre Ziele klar werden, privat und auch beruflich. Der Tag hat 24 Stunden für alles. Da muss man priorisieren. Man kann und muss nicht allem und jedem zu 100 % gerecht werden. Fragt euch, was ihr leisten könnt und wollt.
Wenn ich 30 Stunden arbeite statt 40, aber die gleichen Ergebnisse liefern soll wie vorher, dann muss ich entweder viel delegieren und automatisieren… 😉 oder mit meiner Führungskraft und meinem Team über Erwartungen sprechen.
Man muss im Übrigen auch nicht alles alleine schaffen. Wenn es mein Ziel ist, dass mein Kind jederzeit liebevolle Zuwendung erfährt, dann kann das ein paar Stunden am Tag zum Beispiel auch durch den Papa, Oma und Opa oder die Tagesmutter passieren. Sofern ich sicher bin, dass dies hier gegeben ist.
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