Marie-Kristin Illigen ist Führungskräfte- und Female Leadership Coach sowie Mutter von drei Kindern.
Du hast unter anderem als Senior Managerin bei einer Unternehmensberatung gearbeitet. Wie sind die dortigen Möglichkeiten, Beruf und Familie gut zu vereinbaren?
Der Berater sagt jetzt: Das hängt davon ab. Und so ist es auch in einer Beratungsfirma. Generell ist ein Beraterjob mit viel Reisen verbunden (wer weiß, wie es mit Corona hier weiter geht). Das heißt im Klartext, dass man nicht mal eben nach Hause fahren kann oder sicher an den Abenden zu Hause ist. Aber auch in der Beratung gibt es Rollen und Projekte, die hier eine Vereinbarkeit leichter machen, weil man z. B. nur 1 Nacht in der Woche im Hotel ist oder ein Projekt in der Stadt hat, in der man wohnt. Letzteres ist aber häufig auch mit Glück verbunden, da ein passendes Projekt dafür ja da sein muss.
Wichtig ist mir aber, dass am Ende das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie ja kein Frauen-Thema ist bzw. keins sein sollte. Hier geht es vielmehr darum, unabhängig vom Job eine gemeinsame (!) Lösung mit dem Partner aufzusetzen.
Female Leadership & Stärken-Coaching sind unter anderem deine Steckenpferde. Kannst du hier konkret Ideen für dieses Thema an meine WowMoms weitergeben?
Ich sehe es bei meinen Klientinnen und im Umfeld generell immer wieder: Frauen stellen sich häufig mehr in Frage als männliche Kollegen das tun würden. Männer machen einfach und vertrauen ganz selbstbewusst auf ihr Können – da sollten wir Frauen uns eine Scheibe von abschneiden und einfach selbstbewusster zu Werke gehen. Mein Tipp an die WoWMoms: kennt eure Stärken und versucht bewusst dort zu agieren, wo diese Stärken liegen. Solche Aktivitäten gehen einem deutlich leichter von der Hand. Das heißt im Umkehrschluss auch: akzeptiert eure Schwächen! „Frau“ kann und muss gar nicht in allem perfekt sein. Wenn ich akzeptiere, dass es Bereich und Themen gibt, in denen nicht meine natürliche Stärke liegt kann ich los lassen und mir dafür Hilfe suchen und mich auf das konzentrieren, was mir gut und vor allem auch erfolgreich von der Hand geht.
3 Kinder – Hut ab! Welchen Tipp kannst du berufstätigen Müttern für mehr Gelassenheit im Alltag mit auf den Weg geben?
Oh, den suche ich manchmal auch noch (Lach). Spass bei Seite: Am Ende geht es in meinen Augen nur, wenn wir Frauen den Perfektionismus runterfahren. Mit Kindern und Job kannst du nicht immer einen perfekten Haushalt haben, super gestylt aussehen, friedliche Kinder haben und ne phänomenale Präsentation halten. Hier muss man auch mal Fünfe gerade sein lassen und vor allem: Sich Hilfe holen. Damit meine ich, dass es kein Problem ist, wenn man sich eine Unterstützung im Haushalt nimmt, den Lieferservice für Lebensmittel einsetzt und mal einen Babysitter bucht. Und am allerwichtigsten ist es: Man muss als Frau und Mutter nicht alles alleine schultern. Der Mann und Vater gehört auch mit in diese Gleichung und man sollte versuchen, sich hier gemeinsam abzustimmen und aufzuteilen.
Schöne Einblicke! Und ich denke zum Thema Infragestellen, dass Mütter häufig auch in der Aussenwahrnehmung schneller in Frage gestellt werden. Die alte Leier, dass wir mehr für den beruflichen Erfolg tun müssen, stimmt leider immernoch. Also Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist 😉
Vielen Dank für den tollen Beitrag, ich habe einiges für mich mitgenommen: Perfektionismus runterfahren und es fliegt wohl keiner ein Zacken aus der Krone wenn man sicb Hilfe holt. 🙂 Wobei ja eigentlich die erste Anlaufstelle für Hilfe nicht eine externe Fachkraft sein sollte, sondern der Mann/Partner.